Feierliche Stolpersteinverlegung von Franziska Becker MdA (SPD-Fraktion) für den früheren Berliner Tennisstar Nelly Neppach
13.10.2015: Donnerstag, 22. Oktober 2015, um 11.00 Uhr, Nachodstraße/Ecke Prager Straße (Wilmersdorf Nord)
Am Donnerstag, 22. Oktober 2015, findet um 11.00 Uhr eine feierliche Stolpersteinverlegung mit Gedenkworten für die ehemalige deutsche Meisterin im Damentennis, Nelly Neppach, statt.
Franziska Becker: "Ich habe den Stolperstein für Nelly Neppach gespendet, weil mir das Gedenken an sie ein wichtiges Anliegen ist. Sie war zu ihrer Zeit eine große Sportlerin und ein Vorbild für zahlreiche Berliner Jugendliche. Ihrem Verein Tennis Borussia Berlin bin ich seit Jahren als Mitglied eng verbunden. Für mich ist das Schicksal von Nelly Neppach, ein trauriger Beleg dafür, wie auch in der deutschen Geschichte Menschen schuldlos aus ihrem Alltag gerissen und entrechtet wurden. So etwas darf sich nie wieder wiederholen. Gerade die aktuelle Flüchtlingssituation zeigt, wie wichtig Toleranz, Weltoffenheit und ein friedliches Miteinander sind. Ich habe einen weiteren Stolperstein für ihren Mann Robert gespendet, der als Filmarchitekt- und -produzent ebenfalls unter dem Antisemitismus der Nazis litt."
Nelly Neppach (1898-1933) (Foto-Quelle: Archiv J. Buschbom)
Über Nelly Neppach (geb. 1898 in Frankfurt/Main, gest. 8. Mai 1933 in Berlin):
Nelly Neppach wurde im Jahr 1898 als Nelly Bamberger geboren. Die jüdische Schülerin beginnt bereits in jungen Jahren Tennis zu spielen und gewinnt mit zwölf Jahren ihr erstes Tennisturnier. Nach dem Ersten Weltkrieg heiratet sie den Filmarchitekten und Produzenten Robert Neppach und zieht mit ihm nach Berlin-Wilmersdorf in die Prager Straße 24. Sie tritt dem Berliner Tennis-Club Borussia e.V. bei, einem Verein mit einem hohen Anteil jüdischer Mitglieder. Den Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere erreicht Nelly Neppach in den 1920er Jahren.
Die deutsche Meisterin des Jahres 1925 fährt 1926 gegen den Willen des Deutschen Tennisbundes (DTB) nach Frankreich, um sich dort mit anderen Größen ihrer Sportart zu messen. Obwohl sie widerwillig den Aufforderungen zum Abbruch der Reise nachkommt, wird sie nach ihrer Ankunft in Berlin vom offiziellen Spielgeschehen ausgeschlossen. In einem Brief des DTB wird sie scharf angegriffen.
1927 kehrt Nelly Neppach in den Spielbetrieb zurück, ohne an ihre frühere Form anknüpfen zu können. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten tritt sie aus ihrem Verein aus. Dieser erklärt sich im April 1933 für "judenfrei".
Als kurz darauf alle nicht-arischen Spieler vom offiziellen Spielbetrieb des DTB ausgeschlossen werden, nimmt sich Nelly Neppach das Leben. Der Ausschluss vom Tennissport hat ihr den Lebensmut genommen. (Text: S. Becker).
Ein weiterer Stolperstein wird für ihren Ehemann Robert Neppach (geb. 2. März 1890 in Wien, gest. 18. August 1939 in Zürich) verlegt, der ebenfalls ein Opfer des antisemitischen Terrors der Nazis wurde.
Das Wohnhaus der Neppachs befand sich in der Prager Straße 24 und existiert heute nicht mehr. Daher werden die Stolpersteine in der Nachodstraße / Ecke Prager Straße verlegt. Dort befinden sich bereits drei Stolpersteine zum Gedenken an das Ehepaar Ohrenstein sowie den ehemaligen Mannschaftsarzt von Hertha BSC, Dr. Hermann Horwitz. Ich werde sie am Vorabend putzen.
- Noch mehr über Nelly Neppach: "Sie war eine mutige Frau", auf der Webseite von Tennis Borussia (Autor: J. Buschbom)
- Der Tagesspiegel berichtet am 15.10.2015
Die Stolpersteine tragen diese Inschriften:
HIER WOHNTE NELLY NEPPACH GEB. BAMBERGER JG. 1898 GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET FLUCHT IN DEN TOD 7.5.1933
HIER WOHNTE ROBERT NEPPACH JG. 1890 ZWANGSAUFGABE DER FIRMA 1936 FLUCHT 1938 SCHWEIZ GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET FLUCHT IN DEN TOD 18.8.1939